Blumen und Tomaten

Blumen und Tomaten

...................................................................Gipsys als Elends-Kings ??

                    GIPSYS ALS ELENDS-KINGS?

 

Ein Artikel zur Diskriminierung der Sinti und Roma flatterte mir auf meine fäßbuck-Seite. Aus gutem Grund reagiere ich nicht dort, sondern hier.

Ich und besonders mein verstorbener Mann unterstützen seit 30 Jahren eine Zigani-Familie in Bukarest. Ausgeprägt bildungsfern, hat jedoch z.B. inzwischen einer das Abitur geschafft, wir hatten ihm 2 Jahre lang das Privatgymnasium bezahlt. Ihre Situation ist jetzt deutlich besser - auch, weil sie sich SELBER geändert haben: Die SIEBEN KINDER, jetzt erwachsen, haben selbst alle nur noch ein oder zwei Kinder und dadurch ihre soziale Situation besser im Griff.

Ansonsten stelle ich leider immer wieder fest, daß es neben der zweifelsohne realen Diskriminierung durch die Mehrheitsgesellschaft eine subtile, oder auch grobe Instrumentalisierung der Problematik gibt. Die deprimierende Situation in abgehängten osteuropäischen Zigani-Dörfern wird verwaschen mit der hiesiger Sinti durcheinandergebracht. Unterstützung heißt manchmal nur Bestärkung in der Opferrolle, schuld sind IMMER nur die anderen. Kritische, differenzierte Darstellungen der Sinti und Roma sind böse Verleumdungen, wird ihnen von manchen "Helfern" suggeriert. Eine MDR-Sendung über die Gabor in Rumänien wird als rassistisch abgelehnt, weil die Gabor sich darin selber als Zigani bezeichnen, zu deutsch Zigeuner.

Andererseits wurde eine ernsthafte deutsche Vermittlerin von Romakultur, seit langem engagiert, mit umfangreichen Sprachkenntnissen und sehr viel Hintergrundwissen zu Osteuropa plötzlich zur Antiziganistin gestempelt, mit existenzbedrohlichen Folgen. Hat sie unwissentlich irgendein Privileg berührt? Eines Helfers? Eines Roma-Kings?

Bei Karsten Troyke, renommierter jiddisch-Sänger, war die Sache klarer: In einem alten jiddischen Lied kam das Wort "Tzigainer" vor - also wurde er lange immer wieder als "Rassist" diffamiert. Und als er auf  die Absurdität einer bestimmten Formulierung aufmerksam machte, erst recht.

Und weist man nur andeutungsweise darauf hin, daß der Begriff "Roma" eben NICHT für alle Angehörige der Ethnie als wertneutral gilt, ist man Rassist. Auch wenn sich unlängst die DEUTSCHE SINTI-ALLIANZ als "Stolze Zigeuner" gegen die Diskriminierung des Zigeuner-Begriffs wandte - was bezeichnenderweise kaum von der (manchmal eben doch "Lücken"-) Presse verbreitet wurde. Klar, würde ja vermutlich sofort von jemandem als "unerträglich" deklariert.

Ich, ständig in Kontakt mit rumänischen Zigani - wie sie selbst genannt werden wollen, so wie es auch schon Nobelpreisträgerin Herta Müller vor 20 Jahren beschrieb - und ihre  t a t s ä c h l i c h e n  Probleme sehend, mußte mich 2020 von einer aufgehetzten Jung-Sinti-Gruppe beschimpfen lassen, die in Deutschland in guten Verhältnissen lebt, weil ich in einer Diskussion vorschlug, mit dem Wort "Zigeuner" entspannter umzugehen (das, anders als das offizielle "Sinti und Roma" wirklich ALLE Gruppen der Ethnie umfaßt). Natürlich wurde das aus dem Zusammenhang gerissen - und dann war ich ganz schnell dasselbe wie der Täter von Hanau oder die SS bei ihren Großeltern im KZ. Sind das nur einzelne überzogene Reaktionen? Oder gezielte Attacken gegen einen sachlichen Umgang mit der Minderheitenproblematik? 

Ich meinerseits lasse mich auch nicht zu Formulierungen wie "Betroffenheits-Industrie" hinreißen - ich denke, das Engagement gegen Antiziganismus ist zumeist echt und die beschriebenen Probleme keineswegs erfunden.

Ex-Bundestagschef Thierse schrieb kürzlich in der FAZ “Opfer sind unbedingt zu hören, aber sie haben nicht unbedingt per se recht und sollten auch nicht selbst Recht sprechen und den Diskurs entscheiden”. Thierse wandte sich weiter gegen einen “Mythos der Erbschuld des weißen Mannes... wer weiß ist, ist schon schuldig” Er beschreibt Diversität als wichtige Errungenschaft, aber sie "zum Ziel aller sozialen und kulturellen Anstrengungen zu erhöhen, halte ich für das Problematische linker Identitätspolitik. Das Ziel muß vielmehr sein, die akzeptierte Diversität friedlich und produktiv leben zu können". Das verlange letztlich "auch das Eigene zu relativieren." (...) "Der unabdenkbare Respekt vor Vielfalt und Anderssein ist nicht alles. Er muss vielmehr eingebettet sein in die Anerkennung von Regeln und Verbindlichkeiten, übrigens auch in die Akzeptanz von Mehrheitsentscheidungen." (FAZ 22.2.21).

Für mich folgten wegen des "Z-Wortes" Hetzkampagne und Kündigung eines wichtigen Auftritts, bei dem es - so absurd wird es dann - um den in Auschwitz ermordeten Sinto Willy Blum gehen sollte. Und um den meist verdrängten Holocaust an den Sinti/Roma/Zigeunern. Daß er auf diese Weise WIEDER nicht thematisiert wurde, feierte die Denunziantin auf fb allen Ernstes als "antirassistischen" Sieg: Weil Gadsches (Nicht-Sinti/Roma) etwas über Sinti und für sie vorstellen wollten! Und niemand widersprach. Weil man dann selber dran ist?

Übrigens - ohne zu generalisieren - wurde auch manchmal Roma-Feindlichkeit, also gegen Osteueropäer gerichtet, bei deutschen Sinti bezeugt. Kurz: Die Sache ist durchwachsen und ein sentimentaler Helfer-Blick kaum hilfreich.

Ich weise nochmal auf mein selbstverständlich übel rassistisches Stück "Zigeunerleben oder..." hin, und bitte mindestens um einen wilden Shitstorm, besser wären Verbot und Kerkerhaft. https://www.youtube.com/watch?v=3mHddhrFOW8&t=4s