Film von 2025 über Bernd Rumps gleichnamiges Theaterstück der Gruppe SCHICHT Dresden von 1978, Premiere im Berliner Babylon.
Diese aus einer „Songgruppe“ entstandene Formation zählt beim Anspruch, erstes DDR-Off-Theater gewesen zu sein, zu den ernsthafteren Kandidaten. Keineswegs nur, aber auch wegen der Tatsache, daß die Gruppe zwar so wie andere landesweit herumzog, aber zuerst eine feste Spielstätte im Dresdener Kulturpalast hatte, später sogar ein eigenes Theater, ein Vorstadtkino.
Dadurch war mehr möglich als Lieder und Sprechtexte, über die man beim Herumziehen kaum hinauskam, weil die extrem unterschiedlichen Spielorte so etwas wie ein Bühnenbild auf ein Minimum reduzierten. Von Text-orientierten Kulturtheoretikern, Journalisten usw. beharrlich ignoriert, für die DDR-Behinderungen immer nur in Text-Verboten bestehen.
Auch in diesem Stück über junge Leute in der DDR, stellenweise konkret Lehrlinge in der Industrie, gab es - wie einigen Fotos im Film zu entnehmen - vor allem Sänger/Sprecher vor Mikrophonen, die zumeist auch Instrumente spielten. Das sollte sich bei „Schicht“ später erheblich erweitern. Zu einer eigenen Form von „Gesamtkunstwerk“ mit den Mitteln, die man eben hatte. Und seien es nur Diaprojektoren.
Der Stücktitel „P 16“ war das Kürzel zur Alterszulassung bei Filmen.
Es wurde angemessen situationsbezogen gesprochen, Charaktere blitzten zumindest auf, eine wirkliche Handlung gab es absichtsvoll nicht. Die Sprache war eine der Literatur mit gelegentlichen Alltagseinsprengseln, trotzdem wurde ein Milieu und sein Umfeld deutlich: Fabrik- oder Bau-Arbeit, Plan-(Nicht-) Erfüllung und Freizeit. Mit Paarbeziehungen, Alkohol und Schwangerschaftsabbruch. Und alles mit vielfarbiger Musik.
Das Prinzip des Films, den erhaltenen Ton-Mitschnitt einer Vorstellung mit Fotografien zu unterlegen, mal näher an der gespielten Situation, aber auch mal sehr fern, war nicht übertrieben abwechslungsreich, ging aber zumeist auf. Manchmal aber hätte ich gerne einem Lied nachgelauscht. Oder ein Foto länger angesehen - viele waren in Schichts Auftrag entstanden.
Den Film haben die Macher des damaligen Stückes realisiert. Die Vertrautheit ist zu spüren, ein wenig vermißte ich aber auch Distanz. Und - vielleicht statt mancher Stückszenen - mehr über Umfeld, Gruppenmitglieder, Reaktionen.
Daß DDR mehr war als Stasi-Land, einfach durch eine gewisse innere Intensität, erzählte sich mehr durch die verschiedenen Wirklichkeitsausschnitte der „Nicht-Handlung“ als die etwas hineinkonstruiert wirkenden Fotos vom manchmal sogar westlichen Ausland, die indirekt auf das Mauer-Land DDR hinwiesen. Weniger, wie von einem der Film-Macher erklärt, auf die DDR als Teil der großen Welt.
Die vielleicht zu gut vorbereitete anschließende Podiumsdiskussion wurde fast ein zweiter Programmteil mit Informationen zu Stück und Film, die aber dennoch Raum für Spontanität ließ. Wie die fast skurril wirkende Aussage eines Dresdners, er hätte „Schichts“ Theater seinerzeit nicht bemerkt.