Blumen und Tomaten

Blumen und Tomaten

Burkhart Seidemann 1944 – 2016 deutscher Pantomime und Regisseur

(Über Seidemann ist im Internet fast nichts zu finden, deshalb hier seine VITA

21.1.21: Inzwischen findet man aber auch den TAGESSPIEGEL-Nachruf, für den ich die Infos geliefert hatte:

https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/queerspiegel/nachruf-auf-burkhart-seidemann-geb-1944-die-kunst-der-stummen-rede/13681106.html)

 

Geboren in Weimar in einer ehemals adeligen Familie – seine Mutter hatte bewußt bürgerlich geheiratet – absolvierte er nach dem Abitur in Eisenach eine Lehre als Kunstschmied bei dem prominenten

Professor Günther Laufer.

Danach studierte er Theologie in Jena, wo er sich auch mit Pantomime beschäftigte – sein Lehrer war Harald Seime.

Nach kurzem Praktikum als Landpfarrer ging er 1972 nach Ostberlin und schloß sich der Pantomimegruppe um Volkmar Otte an. Diese wurde 1974 vom DDR-Kulturministerium in später kaum denkbarer unbürokratischer und vorurteilsfreier Weise als “Pantomime-Ensemble des Deutschen Theaters” professionalisiert, mit Seidemann als einem ihrer Darsteller.

Er wurde bald zum Mitautor von Volkmar Ottes Stücken und nach dessen Ausstieg zum künstlerischen Leiter und dominierenden Regisseur und Autor.

Wichtige Stücke des Ensembles, das in bewußter Abkehr von Marcel Marceaus Ästhetik auf Ensemblespiel und komplexe Szenarien setzte: “Dr. Fausts Höllenfahrt”, “Orpheus”, “Hans Wurst”. Erfolgreich beim heimischen Publikum und als Vertreter einer gleichberechtigten Theaterform von der DDR-Presse ernstgenommen, durfte die Truppe Westeinladungen nicht folgen – auch wegen Seidemanns angeblicher politischer Färbung und kirchlichem Hintergrund – und konnte so ein wirklich internationales Renommee nur ansatzweise aufbauen.

Nachdem das Ensemble, einziges professionelles Pantomimeensemble in Westeuropa, im Rahmen des Abbaus von zu “DDR-spezifischer” Kunst 1993 abgewickelt worden war, gründete er mit anderen das Hackesche Hoftheater, wo neben “mimisch-gestischem Theater” auch jiddische Lieder / Klezmer gepflegt wurden, als Reverenz an das umgebende Scheunenviertel und seine früheren ostjüdischen Bewohner. Er inszenierte als Mimodram “Reinekin Fuchs” und einige jiddische Musiktheaterstücke.

Dieses Off-Theater bekam, faktisch als einziges seiner Größe und Art in Berlin und anders als entsprechende Off-Schauspielbühnen keine regelmäßige Subvention und mußte 2006 schließen.

2016 starb Burkhart Seidemann 71jährig an Lungenkrebs.

Er war seit 1973 mit dem Puppenspieler Peter Waschinsky liiert.